BUND Leverkusen

Igel in Gefahr

14. März 2021

Mähroboter, Tellersense & Co

Das Insektensterben, Wegfall vielfältiger Lebensräume, das Waldsterben, Klimawandel – diese Begriffe sind inzwischen einem Großteil der Bevölkerung bekannt. Sensibilisiert durch vielfache Berichterstattung oder aufgeschreckt durch das oft sichtbare Fichtensterben allerorten, versuchen viele Menschen in ihrem Umkreis ihren Teil zu tun und damit die Natur zu unterstützen.

Eine Gefahr, die vielen sicher nicht direkt im Bewusstsein ist, sind die oft tödlichen Gartenhelfer wie Mähroboter, Rasentrimmer, Freischneider & Co. für jedermann bzw. das noch stärkere Pendant für die allgemeine Landschaftspflege.

Vor allem Igel sind Opfer dieser Gerätschaften. Durch die Verknappung ihres Lebensraumes suchen viele Igel in Gärten Schutz und Futter. Die meisten Hausbesitzer wissen oft nicht einmal, dass sie die stacheligen Gäste im Garten haben.

Rasenmähroboter gibt es seit Mitte der 1990er Jahre. Inzwischen gibt es eine schiere Flut unterschiedlichster Geräte und der Besitz eines solchen Gerätes ist groß in Mode gekommen und für sicher nicht wenige Leute ein Statussymbol. Schließlich muss der englische Rasen dem kritischen Blick des Gartennachbarn standhalten… Jedem kleinsten „Unkraut“ (besser Wildkraut) wird durch die tief liegenden Messer der Garaus gemacht, so dass man vergeblich nach Bienen, Schmetterlingen & Co. Ausschau hält.

Mähroboter sind leise, oh ja, es wird sogar mit einer geringen Dezibelzahl geworben. Denn schließlich möchte man nicht als Ruhestörer in der Nachbarschaft gelten. Und um das Ganze noch bequemer zu haben und tagsüber nicht von dem arbeitssamen Gesellen gestört zu werden, lässt man sie gerne in der Nacht für sich arbeiten.

Und gerade die geringe Lautstärke und das Mähen ab der Dämmerung bis in den Morgen hinein bedeutet für viele Igel das Todesurteil oder schlimmste Verletzungen. Da Igel selbst bei grausamsten Schmerzen keinen Laut von sich geben, sterben sie oft quälend langsam in einem Winkel des Gartens.

Igel sehen sehr schlecht. Bei der Nahrungs- oder Partnersuche verlassen sie sich auf ihren Geruchs- und Hörsinn. Nur, wie kann man etwas hören, was so gut wie nicht zu hören ist… Nähert sich der Mähroboter dem Tier, ist es oft schon zu spät. Igel flüchten nicht, sie kugeln sich zusammen und warten ab. Gegenüber ihren „normalen“ Feinden ist das sicher eine gute Strategie, bei den Mährobotern allerdings nicht! Unaufhaltsam werden erwachsenen Tieren Gliedmaßen und das Gesicht schwerst verletzt, während Igelkinder, kleinere Reptilien und andere Kleintiere regelrecht durch die scharfen Messer gehäckselt werden.

Schutzvorrichtungen am Rasenroboter, um nicht zwischen die Messer zu geraten, oder Abstandssensoren sind oft nicht in der notwendigen Qualität vorhanden. Der Mäher reagiert also nicht und überfährt gnadenlos die Tiere.

Auch wird in der Bedienungsanleitung wenig bis kaum auf die Gefahr für die Tier-, insbesondere die Igelwelt, hingewiesen. Hersteller sowie Garten- und Baumärkte, die zu diesem Thema angeschrieben worden sind und um eine Stellungnahme gebeten wurden, reagierten entweder gar nicht oder sagten lapidar, dass ihnen keine solchen Vorkommnissen gemeldet wurden. Auch eine Art und Weise, sich aus der Verantwortung zu ziehen und der unbequemen Wahrheit nicht ins Gesicht zu sehen!

Der einzige Hinweis ist oft nur, dass vor allem Kinder (Kinderfüße und -hände) nicht in die Nähe der Messer kommen sollen und der Mähautomat nicht unbeaufsichtigt betrieben werden soll…

Die Gartensaison und die Igelsaison verlaufen mehr oder weniger parallel. Die ersten Insekten sind wieder unterwegs, die Schnecken arbeiten sich durch die Gärten, beides begehrte Nahrung für den stacheligen Vierbeiner. Aber nun fängt auch der Rasen an zu wachsen und schon kommt es im wahrsten Sinne des Wortes zur Kollision.

Wie können wir nun die Igel und die Natur schützen?

Es gibt einige Möglichkeiten, die der Verletzungsgefahr und dem schmerzvollen Sterben Einhalt gebieten können.

Es ist zu überlegen, ob überhaupt eine Anschaffung eines solchen Mähroboters notwendig ist.

Wenn es wirklich keine andere Möglichkeit gibt (z. B. fehlende Gesundheit, Alter, keine Hilfen), sollte man folgendes beachten:

  • Mähroboter nie in der Dämmerung und nachts betreiben. Denn in dieser Zeit sind die Igel aktiv.
  • Einen lauten Mähroboter kaufen, das heißt konkret, dass er eine Lautstärke von über 80 db haben sollte. So haben die schlecht sehenden Igel die Chance, ihn zu hören.
  • Eine Apfelschürze anbringen. Sie ist einfach nachzumontieren und preiswert. Stichwort „Apfelschürze“ in die Suchmaschine eingeben und man kann sich über den lebenswichtigen Zusatz informieren. Nur ein Lochblech vorne am Gerät anzubringen, hilft in vielen Fällen leider nicht.
  • Bevor mit dem Betrieb eines Mähroboters, Fadenmähers u. ä. begonnen wird, die Umgebung, besonders unter Büschen und Sträuchern, und unübersichtliche Ecken kontrollieren, ob dort ein Igel gerade den Tag verschläft.
  • Der Mähroboter sollte in der Lage sein, sein Pensum am Tag zu erledigen. Konkret heißt das, dass er ein Drittel mehr der Fläche in dieser Zeit mähen könnte, als tatsächlich vorhanden ist.
  • Die Schnitthöhe nicht zu niedrig einstellen. So haben einige Insekten, Würmer und Larven die Möglichkeit, dem sicheren Tod zu entgehen.
  • Einen igelfreundlichen Bereich im Garten anlegen, in den er sich gerne zurückzieht und somit in Sicherheit ist, weil dort nicht gemäht wird. Ein Ast-Laubhaufen ist ein guter Anfang. Als Tagesversteck oder Winterplatz eignen sich z. B. Holzstapel mit Lücken.
  • Ist das für jemanden keine Option, kann man auch ein Igelhaus mit Steinen oder aus Holz selber bauen oder auch im Handel erwerben. In diesem Bereich kann man auch Wildblumen pflanzen und es alles in allem etwas „unordentlicher“ gestalten. So kann selbst kleiner Raum zum Lebensraum werden!
  • Auf Igelspuren im Garten achten, z. B. Kot. Anschauliche Bilder und Erklärungen findet man am besten bei der Eingabe der Frage „Wie sieht Igelkot aus“ in einer Suchmaschine.
  • Oder einen Igeltunnel bauen. Hier kann man anhand der hinterlassenen Pfotenabdrücke kontrollieren, ob hier ein Igel gelaufen ist. Eine gute Anleitung finden sie hier: https://www.igel-in-bayern.de/igeltunnel-bauen-igel-garten/

So kann man sich und seinen Kindern die Natur auch wieder näherbringen. Und was schon Kinder kennen und lieben lernen, das werden sie auch später schützen!

Wir hoffen, dass wir mit diesem Artikel ein Bewusstsein schaffen konnten, welche Gefahr verschiedene (automatisierte) Mähgeräte für unsere tierischen Nachbarn und Mitbewohner haben können. Helfen Sie mit, Leben zu retten!

Adelheid Dörpinghaus

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