Ehemalige Kiesgrube Hornpottweg
Wer demnächst seine Runde um die Hornpott-Kiesgrube dreht, wird sich wohl verwundert die Augen reiben: Zwei dunkle „Ungetüme“ mit beeindruckenden Hörnern tummeln sich im Randbereich des Gewässers – Wasserbüffel!
Werfen wir aber zunächst einen Blick zurück auf die Geschichte dieses Kleinods, dessen Rettung in diesem Jahr den 40. Geburtstag feiert. Schon in den Jahren ihrer Auskiesungszeit war die Kiesgrube am Hornpott ein beliebtes „Spazierziel“ für meinen Mann und mich, dem wir viele wunderbare Naturerlebnisstunden verdankten: Wir hörten den Fröschen und Kröten zu, verfolgten abends den Zickzackflug der Fledermäuse und beobachteten natürlich die Vogelwelt.
1976 war der Kiesabbau abgeschlossen und 1980 begann im Ostbereich die Verfüllung, zu der der Eigentümer, Baron von Diergardt, ja gesetzlich verpflichtet war – eine Katastrophe allerdings angesichts der Entwicklung dieser Grube zu einem prachtvollen Feuchtgebiet und angesichts der Tatsache, dass heimische und vor allem auch Zugvögel auf die immer seltener werdenden Feuchtgebiete angewiesen sind. Gerade Kiesgruben sind wichtige Ersatzbiotope für die Flussauen mit ihren Kiesbänken, die es als Landschaftsform in Nordrhein-Westfalen praktisch nicht mehr gibt.
Ein Gespräch mit dem Eigentümer, in dem wir ihm zu erklären versuchten, welch ein wertvoller Biotop da im Laufe der Jahre entstanden war, führte natürlich zu keinem Ergebnis – die Verfüllung schien nicht abwendbar zu sein.
Just in diesem Jahr gab es – neben den schon lange erfolgreichen Bruten des Flussuferläufers – das erste Mal eine Zwergtaucherbrut. Das war das endgültige Zeichen für uns, etwas für einen wirkungsvollen Schutz des Gebietes zu tun.
Wir hatten gerade die Kreisgruppe des BUND gegründet – die von Anfang an eng mit dem damaligen DBV-Stadtverband Leverkusen zusammenarbeitete und das bis heute tut –, und so stellte mein Mann (Dr. Eberhard Mayer, gest. 2005) als ihr Vorsitzender am 8. Juli 1980 beim Regierungspräsidenten Köln den „Antrag auf Einstweilige Sicherstellung im Hinblick auf die Ausweisung als Naturschutzgebiet für die Kiesgrube im Dünnwalder Wald zwischen B51 und Hornpottweg“. Kartierungsergebnisse zur Vogelwelt und eine Liste der vorkommenden Pflanzen sowie ein Gutachten von Prof. Dr. Putzer, Wasserexperte und Mitglied des BUND Landesverbandes, ergänzten den Antrag. Die internen Bemühungen von Walter Renno, Leverkusener BUND-Mitglied und Mitarbeiter der Wasserbehörde Köln, taten ein Übriges, so dass wir am 12. Dezember 1980 ein Vorweihnachtsgeschenk in Händen hielten – den in unserem Sinne positiven vorläufigen Bescheid des RP Köln.
Die endgültige Unterschutzstellung, erfolgte 1983. Sie beinhaltete gleichzeitig einen Vertrag, in dem sich der damalige DBV Leverkusen, der DBV Köln und der BUND Leverkusen verpflichteten, die Pflege und Unterhaltung des Naturschutzgebietes zu übernehmen. Maßgeblich daran beteiligt war in den ersten Jahren der inzwischen verstorbene Hermann Brombach, langjähriger Vorsitzender des NABU Leverkusen und hervorragender Ornithologe; dann übernahm der verbands- und kommunenübergreifende Arbeitskreis Biotopvernetzung, der sich vor einigen Jahren leider aufgelöst hat, unter der Leitung von Ingo Fahne viele Jahre lang mit großem Einsatz und hoher Kompetenz die Betreuung.
Um das vielfältige Lebensraummosaik und die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten, ist ein umfassendes, auf einer gesicherten wissenschaftlichen Grundlage stehendes Biotopmanagement erforderlich. In den vergangenen 35 Jahren wurden immer wieder intensive Pflegemaßnahmen durchgeführt, die vor allem dazu dienten, den Wald davon abzuhalten, seine angestammten Gebiete zurückzuerobern. So wurde regelmäßig gemäht, Büsche und aufgewachsene Bäumchen wurden mühevoll entfernt, und schließlich gelang es zunächst den Glan-Rindern und zuletzt den Galloways wenigstens den Osthang von Bewuchs freizuhalten.
Die besonders kostbaren feuchten und wechselfeuchten Bereiche aber wuchsen unaufhaltsam zu – und die Wasserbüffelidee, ein gemeinsames Projekt der Unteren Naturschutzbehörde in Köln und der NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln, wurde geboren. So soll nun ergänzend zu den bestehenden Pflegemaßnahmen eine Beweidung der gesamten Kiesgrube mit den Büffeln stattfinden – am Ausbüchsen gehindert durch einen den ganzen Grubenbereich umgebenden Elektrozaun. Ziel des Beweidungsprojektes ist es, Flussregenpfeifer, Neuntöter und Rohrsänger, Zwergtaucher und Krickente, Zauneidechse und Laubfrosch, Kreuzkröte und Wechselkröte – um nur die wichtigsten zu nennen – einen stabilen Lebensraum bieten zu können.
Mit etwas Glück können wir auch weiterhin den Eisvogel über die Wasserfläche flitzen sehen, uns fast immer an den imposanten Kormoranen und Graureihern – oft auch einem Silberreiher – erfreuen, im Sommer dem Zwiegesang der Zwergtaucher lauschen oder den Tag mit einem Froschkonzert ausklingen lassen.